Sonntag, 11. Juni 2017

"Das Kind sollte selbst entscheiden dürfen!" - Warum ich diese Einstellung wegen einer schwierigen Phase anpassen musste.

Da meine Tochter ein sehr willensstarkes Kind ist, war ich schnell davon überzeugt, dass ich ihr am besten entgegenkommen kann indem ich sie an so vielen Stellen wie möglich selbst entscheiden lasse.

Windel wechseln muss sein, doch wo, ob auf dem Wickeltisch, dem Bett oder dem Boden,  kann sie sich aussuchen. Jetzt ist Anziehen dran, aber ob die rote oder die gelbe Jacke kann sie entscheiden. Wollte sie irgendetwas nicht half es meist ihr eine Wahl zu geben. Und dabei hatte ich ja weiterhin genug Einfluss welche Möglichkeiten ich ihr anbot.

Auf diese Weise machte sie die meisten Dinge selbstständig und mit Freude mit und ihr starker Wille war mehr eine Bereicherung als eine Anstrengung.

Doch wie es nunmal so ist, ging von einem Tag auf den anderen gar nichts mehr!

Wollte ich sie wickeln sagte sie nein, redete ich weiter auf sie ein über die Notwendigkeit des Windeln wechselns wurde ich ignoriert und wollte ich sie sanft dazu bringen mitzumachen, durch Hochnehmen oder begleitende Angebote wurde ich mit wehementer Gegenwehr gestraft.

Mit allen Mitteln des Einfühlungsvermögens und der Geduld kam ich nicht einen Schritt weiter. Ich verzweifelte schier daran zu verstehen was ihr Problem mit den sonst so unkomplizierten Dingen war.

Meine Beobachtung: Bot ich ihr etwas an, kam oft ein Ja. Fing ich an es umzusetzen, änderte Sie jedoch diese Meinung sofort und reagierte auf alle weiteren Angebote nur noch mit Ablehnung und Quengelei.



Meine Schlussfolgerung: die ganzen Möglichkeiten, die ich ihr anbot überforderten sie schlichtweg. Durch irgendeinen inneren Vorgang war sie plötzlich in eine Phase gekommen, in der sie nicht mehr das starke Bedürfnis hatte selber zu entscheiden was wo wann mit ihr geschieht, sondern in der sie äußere Führung brauchte.

Das innere Durcheinander verlangte nach Struktur und vertrauten Abläufen von außen. Ich änderte also meine Strategie indem ich ihr klar sagte, dass ich sie jetzt wickeln werde und sie dann hochnahm und auf den Wickeltisch legte. Dem wurde zwar im ersten Moment mit Protest begegnet, doch sobald sie die klare Führung von mir spürte und die ihr so vertrauten Abläufe erkannte lies sie sich problemlos wickeln.

Diese schwierige Phase hat mich wieder einmal so viel gelehrt, über mich, meine, Tochter und den Umgang mit schwierigen Situationen.

Man kann einfach nie generell sagen welches Verhalten gerade angemessen ist sondern muss sehr genau beobachten und versuchen zu verstehen was in diesen Kleinen Menschen vor sich geht. Nur so kann man wirklich auf die Bedürfnisse eingehen und nicht indem man Anweisungen aus einem Lehrbuch folgt. Oder eben zu sehr auf seine eigenen Prinzipien beharrt.

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