Mittwoch, 15. Februar 2017

Genieß es doch einfach mal! - Warum ich Zeiten ohne Kind nicht genießen kann!

Mir stehen Anfang nächster Woche meine ersten Nächte ohne meine Tochter, nennen wir sie Daisy, bevor. Meine längste Trennung von ihr war bisher weniger als 12 Stunden, würde ich meinen. Wenn ich nun erzähle, dass ich ohne sie auskommen muss höre ich immer wieder: "Genieß es doch einfach mal!" Aber warum fällt mir das so schwer? Immer wieder werde ich komisch beäugt, wenn ich sage, dass ich meine Freizeit nicht ohne Daisy verbringen möchte.

Klar ist es eine Entlastung mal nicht die Verantwortung zu tragen und den ganzen Nachmittag und Abend präsent zu sein und sich um die Bedürfnisse des Kindes zu kümmern. Aber schon seit kurz nach der Geburt fühle ich mich etwas an die Anfangszeit in einer Beziehung erinnert, in der man jede freie Minute mit dem anderen Menschen verbringen will und das Gefühl hat, alles was man ohne ihn macht macht nur halb so viel Spaß.

Wie auch in meiner Beziehung zu meinem Mann hat die Abhängigkeit auch in meiner Beziehung zu Daisy mit der Zeit etwas nachgelassen. Und trotzdem fühle ich mich nicht frei. Frei zu sagen: heute genieße ich den Tag mal ohne meine Familie. Denn so richtig ganz und gar genießen kann ich solche Zeiten einfach nicht.

Ja, es ist belastend, aber es ist auch unglaublich schön, denn die Zeiten, die ich mit Daisy verbringe erfüllen mich so sehr mit Glück, dass sie für diesen Mangel an innerer Unabhängigkeit aufkommen. Und ich glaube, wenn ich es entscheiden könnte, würde ich trotzdem immer diese enge Bindung verbunden mit dieser Abhängigkeit wählen, denn schließlich ist sie es die es möglich macht, dass mich das Mutter-sein so sehr erfüllt.

Wenn man so im Internet stöbert und mit jungen Eltern, vor allem Müttern, redet, hat man das Gefühl zum Mutter-sein gehört auch eine starke Sehnsucht nach dem Leben davor, nach den Freiheiten die man verloren hat und nach Zeiten ohne Kind. Vielleicht klingt es komisch, aber immer wieder wenn ich Artikel von diesen Müttern lese bekomme ich das Gefühl, dass bei mir etwas nicht richtig läuft. Als sei es 'uncool' das Mutter-sein zu sehr zu genießen. Ich werde wieder zurück geworfen in meine Zeit im Studium, wo nach der Prüfung alle klagten, wie schwer sie war, dass man das doch in der Zeit nicht schaffen konnte und überhaupt Glück haben kann wenn man bestanden hat und ich nur daneben stand und dachte: das lief gut, noch Zeit gehabt alles nochmal zu überprüfen, alles gewusst, wird bestimmt eine 1.

Man fühlt sich so allein in seinem Glück. Aus Rücksicht auf die Gefühle der anderen muss man es für sich behalten, obwohl man es am liebsten in die ganze Welt hinaus schreien würde: ICH LIEBE ES MUTTER ZU SEIN!!! ES IST DIE BESTE ZEIT MEINES LEBENS UND MACHT MICH SOOO GLÜCKLICH!!!! Ich musste im Studium lernen, dass niemand deine Meinung wissen will, wenn sie nicht die negative ist die alle auch haben. Man will schließlich jemanden zum gemeinsam klagen und nicht jemandem der einem noch mehr aufzeigt wie schlecht man es eigentlich hat.

Aber irgendwie ist es doch auch traurig, dass es so viel leichter ist jemanden zu finden mit dem man gemeinsam jammern kann, als jemandem mit dem man gemeinsam im Glück schwelgen kann.

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